Das ungeliebte Nebenprodukt bei der Abwasserreinigung

Sauberes Wasser ist eines unserer Grundbedürfnisse. Lange Zeit wurde diesem Grundbedürfnis nicht bzw. zu wenig Rechnung getragen. Mit dem Wachsen der Siedlungen in den vergangenen Jahrhunderten war Wasser schnell als billiges und verlässliches Transportmittel für jede Art von Abfall entdeckt worden.

Die katastrophalen hygienischen Bedingungen in den mittelalterlichen Städten konnten durch systematisch angelegte Wasserrinnen und -rohre nachhaltig verbessert werden. Zu dieser Zeit dachte mit Sicherheit niemand darüber nach, ob an anderen Stellen dadurch Probleme auftreten könnten.

Erst in den letzten Jahrzehnten wurde begonnen, die nachgelagerten Probleme (Eutrophierung, Algenwachstum, Kloakenbildung, ...) in unseren Gewässern zu lösen.

Heute ist es selbstverständlich, dass die Abwässer von Wohnhäusern, aber auch Betrieben gereinigt werden, bevor es in den Vorfluter gelangt. Mit Recht dürfen sich die für die Errichtung von Kläranlagen Verantwortlichen dafür loben, dass nur mehr sauberes Wasser in Bäche, Flüsse und Seen gelangt. Leider wird jedoch nicht gerne darüber gesprochen, dass neben gereinigtem Wasser ein zweites Produkt in jeder Kläranlage anfällt und diese auch verlassen muss - Klärschlamm!

Klärschlamm hat mit dem rohen Abwasser genau so viel Gemeinsamkeit wie Kompost mit Küchen- und Gartenabfall. Die Zusammensetzung der Ausgangsmaterialien ist verantwortlich für die Qualität des Endproduktes. Durch die intensive Abbautätigkeit von Mikroorganismen in der Kläranlage und Kompostmieten werden die leicht abbaubaren organischen Stoffe zerlegt und in stabile, humusähnliche Substanzen, bestehend aus abgestorbenen Mikroorganismen und schwer abbaubaren Stoffen (Zellulose, Lignin, ...) überführt. Die Endsubstanz beinhaltet natürlich auch alle nicht abbaubaren Stoffe (Sandkörner, Nährstoffe, Spurenelemente, Schadstoffe, ...) welche nicht vor dem Klär- bzw. Kompostiervorgang abgetrennt wurden.

Für den so entstandenen Klärschlamm gibt es mehrere Möglichkeiten der Entsorgung. Um entscheiden zu können, ob der angefallene Klärschlamm verwertet werden kann (Landwirtschaft) oder entsorgt werden muss (Verbrennung), ist eine genaue Analyse der wichtigsten Inhaltstoffe entsprechend dem OÖ. Bodenschutzgesetz notwendig. Die Anforderungen für eine Verwertung in der Landwirtschaft konnten von der Kläranlage Schwanenstadt in den vergangenen Jahren immer erfüllt werden. Der Gehalt an Schwermetallen liegt ungefähr im Bereich der Gehalte von landwirtschaftlicher Gülle.

Die Verwertung in der Landwirtschaft bringt mehrere Vorteile mit sich:

Schonung der Umwelt:

  • weil kein Deponieraum verbraucht wird
  • weil keine Altlasten, welche nach vielen Jahren teuer saniert werden müssen entstehen
  • weil keine Energie zur Trocknung eingesetzt werden muss.
  • weil Transportwege zum Acker üblicherweise kürzer sind, als zu Deponien oder Behandlungsanlagen
  • weil Mineraldünger ersetzt werden können, für deren Gewinnung, Erzeugung und Transport große Mengen an Rohstoffen und fossiler Energie verbraucht werden.

In diesem Zusammenhang sei insbesonders erwähnt, dass Phosphor eine endliche Ressource darstellt.

Der Nutzen daraus ist:

  • Kostenersparnis für Kanalbenützer
  • Kostenreduktion für Landwirte
  • Ressourcenschonung

 

Sollte die Überprüfung der Klärschlammqualität jedoch zu irgend einem Zeitpunkt zeigen, dass der Gehalt von einem oder mehreren Schadstoffen zu hoch ist, so ist der Klärschlamm entsprechend zu entsorgen.

Sorgfältiger Umgang mit dem Abwasser durch alle Kanalbenützer, verantwortungsvoller Umgang mit dem Klärschlamm in der Kläranlage und sinnvoller Einsatz von Klärschlamm auf den Äckern, sind ein Garant für die Klärschlammverwertung auch in den nächsten Jahren.

Der RHV Schwanenstadt und Umgebung leistet einen wertvollen Beitrag zur Kreislaufführung von Nährstoffen und somit einen wichtigen Impuls im Kampf gegen den Klimawandel und zur Einsparung von CO2!

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